Meine Arme zittern, vor allem der linke. Aber es war eine tolle Erfahrung. Die 90 Minuten gingen zu schnell vorbei. Nach einem kurzen Warm Up musste ich erstmal lernen, dass ich als Rechtshänder ein Linksausleger bin, weil man den linken Fuß vorne hat. Dann hat mir der Trainer gezeigt, wie ich die Arme „in der Deckung“ halten muss. Also Ellenbogen dicht am Körper und die Fäuste schützend am Gesicht. Einen Tennisball zwischen rechter Faust und Wange, einen zweiten zwischen Ellenbogen und Hüfte haltend sollten mich an diese Grundhaltung gewöhnen. So ähnlich hat man früher Kindern beigebracht, ordentlich am Tisch zu sitzen.
Danach durfte ich nach Boxer-Manier vor und zurück gehen, um zu lernen, den richtigen Abstand zwischen den Beinen zu halten.
Endlich war ich bereit für den Jab: mit der schwächeren linken Hand, die als Führhand bezeichnet wird, schlägt man die Faust in einer Geraden nach vorne. Dabei muss man den linken Fuß einwärts drehen, wobei die Hüfte nach vorne schwingt. So kommt mehr Power auf den Arm. Während der rechte Arm in der Deckung bleibt, muss nach dem Schlag auch die linke Hand sofort wieder dahin zurück.
Darauf folgte der Punch: hier geht die rechte Faust, auch Schlaghand genannt, in einer Geraden nach vorne, wobei das rechte Knie einwärts dreht und der Oberkörper stark nach links rotiert.
Der Trainer war zufrieden.
Also lernte ich noch den Hook oder auch Haken: der kommt von rechts oder von links. Die Faust kommt von der Seite. Man muss sich vorstellen, die Wange des Gegners treffen zu wollen. Schlägt man mit der Rechten, hebt man den Ellenbogen im rechten Winkel zum Brustkorb und dreht den Rumpf nach links. Schlägt man mit der Linken, dreht der Rumpf nach rechts.
Jetzt konnte ich schon drei Schläge miteinander kombinieren und gegen den Boxsack und später vorwärts und rückwärts gehend gegen die Pratzen (Schlagpolster) des Trainers boxen. Natürlich mit Boxhandschuhen.
Das Training erfordert viel Konzentration und Koordinationsfähigkeit und es dauert etwas, bis der Körper auch tut, was man denkt. Aber es fühlt sich super an und man kommt ganz schön ins Schwitzen.
Ich war übrigens im Boxwerk in München, wo auch mein Mann trainiert. Die Boxschule, unter der Leitung von Nick Trachte, hat eine tolle Atmosphäre und sowohl die Trainer, als auch ihre Mitglieder sind sehr freundlich und kameradschaftlich. Sie helfen einander und geben Tipps, die Stimmung ist locker und entspannt und gleichzeitig wird man so sehr motiviert, dass man über seine Grenzen geht. Aggression oder „Alda-Krass-Mentalität“ Fehlanzeige. „Give it, get it“ aber mit Respekt – das sagt alles. So ist es kein Wunder, dass sich nach einem Kampf die Boxer mit einem Handschlag verabschieden und sich gegenseitig beglückwünschen und manchmal sogar umarmen. Sportsgeist vs. Machtkampf.
Es gibt sicher noch viel über diesen Sport oder das Boxwerk zu erzählen, aber in meinem Blog geht es ums Tanzen. Dennoch: es wird sicher nicht das erste und letzte Training gewesen sein. Fortsetzung folgt …
Liebe Grüße,
Eure Isi
Wie, hat Nic dich angesteckt? Dann könnt ihr ja auch bald zusammen… 😉